75 Jahre nach dem Novemberpogrom

Arbeitshilfe für Unterricht und Gemeindearbeit

BCJ.Bayern

Der Novemberpogrom in Schule und Gemeinde (Michaela Durst)

Im Jahr 2013 jährt sich der Novemberpogrom zum 75. Mal und es ist mit einer hohen medialen Präsenz zu rechnen. Jugendliche werden mit dieser Erinnerung konfrontiert, die in Gedenkveranstaltungen und politischen Reden häufig mit der besonderen Verantwortung verknüpft wird, die aus der Geschichte erwächst. Gedenken setzt voraus, um die Bedeutsamkeit der Erinnerung für die Gegenwart zu wissen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Gedenken an den Novemberpogrom im Ritual „erstickt“ wird oder die Verantwortungsrhetorik zur Plattitüde gerät. Deshalb darf und soll die Frage, warum und wie wir gedenken, gestellt werden, der Wolfgang Kraus und Wolfgang Raupach-Rudnick in den beiden Einleitungsartikeln nachgehen. Für die Erarbeitung des Novemberpogroms in der Schule oder Gemeinde schlägt die Arbeitshilfe zwei Zugangswege vor, welche die historischen Vorgänge um den Novemberpogrom mit der Gegenwart in Beziehung setzen:

Erstens wirft eine Spurensuche in Dörfern und Städten der eigenen Region Schlaglichter auf das jüdische Leben vor Ort und konfrontiert auch mit den Abbruchspuren: Straßenschilder, Synagogen oder jüdische Friedhöfe können etwas über das jüdische Leben und über die gewaltsamen Veränderungen im eigenen Ort durch die Ausschreitungen 1938 „erzählen“. In solchen Erkundungen verbinden sich drei Lernziele: Das Entdecken der jüdischen Religion, Erwerben von Kenntnissen über den Novemberpogrom sowie das Nachdenken über angemessene Erinnerung. (➺ 3. „Spuren jüdischen Lebens – Anregungen zur Erkundung“)

Zweitens haben die Erfahrungen des Nationalsozialismus den Blick auf Menschen- und Grundrechte fundamental verändert: Die Grundrechte sind im deutschen Grundgesetz besonders gesichert; gleichzeitig nehmen seither auch die christlichen Kirchen Menschen- und Grundrechte als ihr eigenes Anliegen wahr. In verschiedenen thematischen Quellenblöcken wird konkret, dass Juden mit dem Novemberpogrom ganz offensichtlich nicht mehr als Rechtsubjekt anerkannt wurden. Im Rückblick sollte diese Entrechtung ein Schritt hin zum Holocaust sein. Die häufig abstrakte Verantwortungsrhetorik der Gedenkveranstaltungen hat ihren Anhalt gerade in der Erinnerung an erlebtes Unrecht, der Frage nach Handlungsspielräumen für Widerstand sowie nach Grundrechten und Grenzen des Rechtsstaates in der Sicherung von Gerechtigkeit.

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1. Zum Titel

2. Der Novemberpogrom in Schule und Gemeinde

3. 75 Jahre danach – Warum gedenken?

4. Der 9. November – ein Gedenktag für die Kirche

  • Übergang zur beschlossenen Vernichtung des Judentums
  • „Kristallnacht“oder„Pogromnacht“
  • Geschichte des Gedenkens
  • Schwierigkeiten 13
  • Die Kirchen und der 9. November
  • Das Gedenken heute
  • Plädoyer

5. Spuren jüdischen Lebens – Anregungen zur Erkundung

  • Spurensuche vor Ort als besondere Chance
  • Problemanzeige mit Kartenmaterial
  • Spurensuche Straßenschilder
  • Spurensuche Mesusa
  • Spurensuche Synagogen
  • Spurensuche Stätten des Gedenkens und jüdische Friedhöfe
  • Gedenken mit „Stolpersteinen“
  • Weitere Informationen 30 Material: Schematischer Grundriss

6. Quellenbausteine

  • Quellenmaterial I:Erlebtes Unrecht–Erinnerungen
    • Q 1 Erinnerung an den Novemberpogrom von Meta Bachrach-Hamburger
    • Q 2 Erinnerung an den Novemberpogrom von Meier Schwarz
    • Zusatztext – Meier Schwarz über seine Motivation, sich für die Synagogengedenkbuchreihe einzusetzen:
    • Zusatztext: Ausschnitt aus der Regierungserklärung Konrad Adenauers am 20. September 1949 vor dem Deutschen Bundestag in Bonn
  • Quellenmaterial II:Unrechtgeschieht–ist Widerstand möglich?
    • Q 3 Erinnerung an den Novemberpogrom von Paul Briscoe
    • Q 4 Verhalten gegenüber jüdischen Nachbarn
    • Q 5 Passivität Erwachsener
    • Q 6 Prozess der Gerichtsbarkeit der NSDAP
    • Q 7 Anstachelung Jugendlicher durch ihre Lehrkräfte
    • Q 8 Propagandistische Legitimationen der Ausschreitungen durch die Presse
    • Q 9 Heiligt der Zweck die Mittel? – eine christliche Stimme
    • Q 10 Predigt März 1938 anlässlich des Österreichpogroms
  • Quellenmaterial III:Antijüdische Propaganda
    • Q 11 Propaganda und Hetze gegen Juden
    • Q 12 Integration und jüdische Kultur
  • QuellenmaterialIV:Grundrechte?
    • Q 13 Systematischer gesellschaftlicher Ausschluss
    • Q 14 Entrechtung
    • Q 15 Einschränkung und Diffamierung des religiösen Lebens
    • Q 6 Entmenschlichung – der Mensch als Schauobjekt

7. Weitere Materialien