Am 26. November 2018 findet in Berlin der Studientag »Anpassung, Abgrenzung und Eigenständigkeit: Jüdische und christliche Reformbestrebungen im 19. Jahrhundert und heute« statt, der vom Institut Kirche und Judentum in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin und der School of Jewish Theology, Potsdam organisiert wird.
Veranstaltungsort: Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt
Im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert hält die Aufklärung Einzug in die Theologie, sowohl auf christlicher als auch auf jüdischer Seite. Die Religionen verbindet u.a. die Suche nach einer zeitgemäßen, auf Ethik konzentrierten Glaubenspraxis, die das Religiöse nicht preis gibt. Der erste Tempel der jüdischen Reformbewegung wurde am 17. Juli 1810 in der Stadt Seesen im Harz durch Israel Jacobson (1768–1828) gegründet.
Wenig später zog Jacobson nach Berlin und war 1815 maßgeblich an der Gründung der ersten Berliner Reformsynagoge in der Burgstr. beteiligt. Während das Reformjudentum in der Mitte Berlins entsteht, predigt der Theologe Friedrich Schleiermacher unweit entfernt in der Dreifaltigkeitskirche. Auch er ringt um theologische Erneuerungen und setzt sich zudem für eine rechtliche Emanzipation der Juden ein. In seinen Reden allerdings erscheint das Judentum als lange schon „todte Religion“ („Über die Religion“, 1799) und in seinem theologischen Hauptwerk „Der christliche Glaube“ von 1821 spricht er von der „Unreife“ des Judentums.
Der Studientag dient dazu, sich mit diesen Zusammenhängen zu beschäftigen und ein klareres Bild davon zu gewinnen, warum und wo jüdisch-christliche Kommunikation in dieser Zeit gelang, aber auch abbrach und scheiterte. Aus welchen Motivationen und mit welchen Folgen entstanden christliche und jüdische Reformbewegungen? Wo gab es gegenseitige Beeinflussungen und welche Rolle spielten christlicher Antisemitismus und jüdische Emanzipation?
Die Geschichte ragt in die Gegenwart hinein und so fragen wir nach ihren Spuren, um für heutige Reformen zu lernen.