Auf dem Weg zum Projekt »Weißt du, wer ich bin?« haben sich die Religionsgemeinschaften jeweils selbst darüber klar werden müssen, was sie zu diesem Engagement bewegt und welche Ziele sie verfolgen.
Diese Überlegungen wurden in kurzen Stellungnahmen zusammengefasst, die miteinander die Gesprächsgrundlage in der gemeinsamen Durchführung des Projektes umreißen. In den lokalen Projekten können sie Orientierungshilfe bieten für den Diskussionprozess in den Gemeinden und für den Weg aufeinander zu sowie als Gesprächsgrundlage für erste Begegnungen.
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Allen christlichen Kirchen ist bei aller unterschiedlichen theologischen Akzentuierung gemeinsam:
In der Charta Oecumenica haben sich die christlichen Kirchen Europas unter anderem dazu verpflichtet,
Dies wurde durch die feierliche Annahme der Charta Oecumenica auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin bekräftigt.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützt das Projekt »Weißt du, wer ich bin?« aus folgenden Gründen:
• Das Projekt ermöglicht die Wahrnehmung jüdischer Gemeinden und ihrer Mitglieder; weckt Neugier auf die religiöse Praxis des Judentums und motiviert Angehörige der jüdischen Gemeinschaft, ihre Erfahrungen, Befürchtungen und Hoffnungen zu vermitteln.
• Begegnungen zwischen Juden, Christen und Moslems können bestehende Vorannahmen, Ressentiments oder Misstrauen aufgreifen. Diese werden im Rahmen der Begegnungen nicht notwendigerweise nachhaltig abgebaut, aber dadurch dass sie thematisiert oder Wahrnehmungsmuster korrigiert werden, entsteht ein Dialog, der in einer von Zuwanderung geprägten deutschen Gesellschaft von existenzieller Bedeutung ist.
• Das Projekt dient auch als Forum der Thematisierung und Skandalisierung antisemitischer Tendenzen in der Gesellschaft.
• Differenzen zwischen den religiösen Überzeugungen im Judentum und den anderen am Projekt beteiligten Glaubensgemeinschaften können herausgearbeitet werden. Es gilt gleichwohl ethische und moralische Gemeinsamkeiten zu stärken und zu unterstreichen.
• Das Projekt schafft einen Rahmen, um jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion die Möglichkeit zu eröffnen, mit Vertretern der anderen Religionsgemeinschaften – darunter auch zahlreichen Migranten – Kontakte aufzunehmen und gemeinsamen Perspektiven zu entwickeln.
• Das Projekt erwartet von allen beteiligten Religionsgemeinschaften, die forcierte Entwicklung von Lebensperspektiven, die gewährleisten, dass die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland liberal und pluralistisch bleibt, wodurch die Koexistenz der Religionsgemeinschaften gewährleistet wird.
Die Verschiedenheit der Menschen ist aus islamischer Sicht von Gott als Erkennungsmerkmal und nicht als Bewertungsmaßstab gewollt.
»O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen ge- macht, damit ihr einander kennen lernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Gott ist der Gottesfürchtigste von euch.«
Die islamische Lehre geht von einer Anerkennung der anderen Offenbarungsreligionen, dem Schutz der Würde eines jeden und dem zivilisierten Umgang mit allen Menschen aus.
These 17 der Islamischen Charta lautet. »Eine seiner wichtigsten Aufgabe sieht der Zentralrat darin, eine Vertrauensbasis zu schaffen, die ein konstruktives Zusammenleben der Muslime mit der Mehrheitsgesellschaft und allen anderen Minderheiten ermöglicht. Dazu gehört der Abbau von Vorurteilen durch Aufklärung und Transparenz ebenso wie Öffnung und Dialog.«
Die große Vielfalt der Abstammungen, Kulturen und Weltanschauungen, die wir heute in Deutschland erleben, ist eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Sie gibt uns die Chance, die Prinzipien unserer Religionen und unserer Verfassung in Bezug auf ein friedvolles Zusammenleben zu praktizieren.
Seit Generationen leben Millionen Muslime in Deutschland mit Christen, Juden und Andersgläubigen Tür an Tür, ohne dass die Chance des näheren Kennenlernens und des engeren Kontaktes in ausreichendem Maße wahrgenommen wird. Unwissen, Vorurteile und Ängste überwiegen Partnerschaft, Freund- schaft und Zusammengehörigkeit.
Der erste Schritt zu einem besseren Umgang miteinander ist, über die anderen mehr zu wissen, um die Möglichkeiten des gemeinsamen Fortschreitens auf dem Weg eines friedvollen und konstruktiven Zusammenlebens zu erkunden.
Im Islam bildet das friedliche Zusammenleben und die integrative Kommunikation zwischen Menschen, Angehörigen verschiedener Religionen, Völkergemeinschaften und Nationen eine existenzielle Grundlage. Die Entwicklung der Kommunikation bezeichnet der Koran an der Sure Hucurat im Vers 13 wie folgt: »O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt […].« (Koran 49:13)
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ist offen für den Dialog mit allen Richtungen, Welt- anschauungen und Religionen (Koran 49:13). DITIB fördert vor allem den Dialog mit den Angehörigen der Offenbarungsreligionen, um den Angehörigen dieser Religionen den eigenen Standpunkt bekannt zu machen und den Weg der Wahrheit gemeinsam zu suchen. Im Koran gibt es Verse bezüglich der Anhänger der Offenbarungsreligionen, die den Muslimen Anlass dazu geben, mit- einander auf gleicher Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und vom eigenen Standpunkt heraus bei der Sicherstel- lung des friedlichen Miteinanderlebens der Menschen in diesem Land solidarisch zusammenzuarbeiten. (Koran 2:62, K. 3:64, 113-114, 199. K. 6:90)
»Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art. Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Wege abgeirrt ist; und Er kennt am besten jene, die rechtgeleitet sind.« (Koran 16:125)
DITIB versteht das Projekt »Weißt du, wer ich bin?« als Einladung zum Kommunikationsprozess von Religionsangehörigen und von Menschen, in dem Ge- meinsamkeiten so wie die Unterschiede der Menschen, Kulturen und Religionen thematisiert werden.
DITIB möchte das theologische Wissen, die religiösen Traditionen und die aus der anhaltenden geschichtlichen Praxis des Zusammenlebens der religiös und sozial gewonnenen Erfahrungen mit allen Menschen guten Willens für den Dialog und Frieden einsetzen. Sie sieht in diesem Projekt die Möglichkeit, dass die Menschen offen, würdig und respektvoll mit ihrer friedlichen Religionspraxis einen gemeinsamen Verständigungsprozess eingehen können.
DITIB ist der Meinung, dass in diesem Verständigungsprozess des Projektes »Weißt du, wer ich bin?«
„Weißt du, wer ich bin?“ – das Projekt der drei großen Religionen für friedliches Zusammenleben in Deutschland ist ein gemeinsames Vorhaben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), des Zentralrats der Juden in Deutschland, des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland und des Verbandes Islamischer Kulturzentren (VIKZ).
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